Digital Natives werden sie genannt, digitale Eingeborene. Mit Smartphone-Daumen und Vibrations-induziertem Nervenzucken. Die erste Generation, für die es keine digitale Transformation gab, sondern nur digitale Inversion. War halt nie anders. Und was auch noch nie anders war, ist, dass sich die Alten über die Jungen aufregen. Und andersrum. Aber was hat es tatsächlich auf sich mit der Jugend von heute? Wie sieht ihre Realität aus, wenn online und offline keine voneinander getrennt gedachten Kategorien sind? Was bedeutet Social Media für sie, wie gehen sie mit Mobbing im Web um, was können wir womöglich von ihnen lernen und was bedeutet all das für die Eltern dieser Jugend von heute?
“Diese Jugend. So was hätt’s bei uns nicht gegeben!” – das ist wohl einer der bekanntesten — um nicht zu sagen: besonders berüchtigten — Sätze, die sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zyklisch wiederholen. Generation um Generation. Was es in meiner Generation nicht gegeben hätte: dass wir auf Bildschirmen rumgedrückt hätten, nach links und rechts gestrichen hätten wenn uns langweilig ist – ach ja: Internet? Vielleicht. Internet to GO?! Haha.
Die Jugend von heute aber hat das Internet in der Hosentasche und ist ständig mit anderen verbunden. Früher waren die Grenzen zwischen dieser neuen Sache “Internet” und dem “echten” Leben überdeutlich spürbar. Heute ist es die Unschärfe der sozialen und technologischen Veränderungen, der junge Menschen sich stellen müssen. Und natürlich auch die Eltern dieser Social Media Teenager.
97 Prozent der deutschen Teenager (12 bis 19 Jahre) haben ein Smartphone. Siebenundneunzig. 221 Minuten sind sie im durchschnitt in der Woche online. Meistens auf dem Smartphone. Dieser Wechsel zum Handy, zu einem Zustand der quasi-Symbiose mit dem Internet, stellt die eigentliche Veränderung dar. Und da die mobile Technologie, naja, mobil ist, befreit sie die Kids von der elterlichen Aufsicht. Das bedeutet, dass sich nicht nur die Beziehung zwischen Jugendlichen und dem Internet verändert, sondern auch die Beziehung zwischen diesen Social Media Teenager und ihren Eltern.
Aber was ist es genau, das die Jugend von heute ausmacht?
Womit haben es typische Kinder und typische Eltern im digitalen Zeitalter zu tun? In unserem Podcast IRL durfte Veronica Belmond einen ersten exklusiven Blick auf eine Studie von Common Sense Media werfen. Common Sense Media ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Unterstützung von Kindern in der Welt der Medien und Technologien widmet.
Um zu verstehen, wie Teenager im heutigen Zeitalter mit Social Media und mobilen Geräten umgehen, führte Common Sense zwei massive Umfragen in den USA durch — zuerst 2012 und dann wieder 2018, um eine mögliche Veränderungen wirklich abbilden zu können. In diesen sechs Jahren hat sich Anzahl der Jugendlichen, die Social Media nutzen, verdoppelt.
Und wie geht es unseren Kindern in dieser Online-Umgebung emotional und sozial? Eigentlich ziemlich gut: Junge Menschen sind 2018 nicht mehr deprimiert, weniger selbstbewusst, weniger beliebt oder fühlen sich schlechter als 2012, so die Studie von Common Sense Media. Klingt schon mal gut. Heißt das, dass all die Sorgen darüber, dass dieses ständige Online-Sein unsere Kinder (und uns selbst) emotional verkümmern lässt, also völlig unberechtigt?
Kommunikation verändert sich
Ist es gut, dass immer weniger junge Menschen das persönliche Miteinander-Reden dem Texten vorziehen? Mir bricht regelmäßig der Schweiß aus, wenn mein Telefon tatsächlich klingelt. Also für einen richtig echten Anruf. Reden? So direkt? OMG!