von Anja Fordon
Wir alle kennen diese einschlägigen Zeilen und haben sie sicher das ein oder andere Mal schon selbst mit ganzem Herzen gesungen. Doch was geschieht, wenn diese Zeilen aus den sprichwörtlichen Mündern einiger weniger Großkonzerne kommen, die Mittel und Wege haben, die Welt tatsächlich und ganz buchstäblich so zu gestalten, wie sie ihnen gefällt?
“Löschen!”, “Ignorieren!”, “Löschen!” – das ist die Formel dieser neuen Pippi-Langstrumpf Welt, die Hans Block und Moritz Riesewieck in ihrem gefeierten Dokumentarfilm “The Cleaners” sichtbar machen. Ihr Film erzählt die Geschichte einer gigantischen Schattenindustrie, in der digitale Zensur und Ideologien das bestimmen, was wir Nutzer von Sozialen Medien als Realität wahrnehmen. Es geht hierbei um viel mehr, als bloße Filterblasen. In ihrem Film machen die beiden Regisseure deutlich, wie die einstige Utopie einer vernetzten globalen Gemeinde durch die gezielte Manipulation von Inhalten durch einige wenige Großunternehmen in einen Alptraum umschlagen kann – und fordern uns durch das Sichtbarmachen der Machenschaften dazu auf, zu handeln. Nutzer dieser wunderbaren globalen Ressource Internet können das Ruder noch herumreißen, wenn wir Alternativen nutzen und uns nicht von wenigen Unternehmen in die Bequemlichkeit lullen lassen.
Wir von Mozilla sind tief beeindruckt von der Arbeit der beiden Regisseure. Genau wie sie, setzen wir uns aktiv und unerschrocken für ein dezentrales freies Internet ein, das allen Menschen zu Gute kommen kann. Es war uns eine Ehre, die beiden zu treffen und mehr über ihren Film und dessen Hintergründe zu erfahren.
Anja: Euer Film „The Cleaners“ zieht gerade durch alle Filmfestivals und wird wahnsinnig gefeiert. Ich selbst spüre noch jetzt – Tage nachdem ich ihn zum ersten Mal sehen durfte – die Nachwehen. „The Cleaners“ zu sehen verändert einen. Wie seid ihr überhaupt dazu gekommen?
Hans Block: Wir sind beides eigentlich Theater-Regisseure. Wir haben uns in Berlin während des Studiums der Theaterregie an der Ernst Busch getroffen und haben während des Studiums gemerkt, dass wir gar nicht so ein großes Interesse daran haben, den klassischen Dramen-Kanon abzuspielen. Wir wollten neue Formen suchen. Und so ist dann auch letztlich dieser Film entstanden: Ausgehend von einer Recherche die wir gemacht haben, um ein Theaterstück daraus zu produzieren.
2013 gab es mal einen ganz prominenten Fall eines Kindesmissbrauchsvideos, das auf Facebook gelandet ist und 16.000 Mal geteilt und 4000-mal gelikt und eben nicht runtergenommen wurde. Das hat extrem für Aufsehen gesorgt und wir haben davon mitbekommen und haben uns ganz neugierige die Frage gestellt, wie so etwas möglich ist. Wer entscheidet eigentlich, was wer auf Facebook hochladen kann?
Wir dachten erst das wäre alles automatisiert, also das Algorithmen dafür sorgen, bestimmte Sachen auszufiltern und haben in der Recherche eine Medienwissenschaftlerin aus den Vereinigten Staaten getroffen, die uns einen Tipp gegeben hat. Es gibt diese extrem versteckte, abgeschottete Schattenindustrie in den Entwicklungsländern – vor allem in den Philippinen, in Manila. Da sitzen tausende junge Leute acht bis zehn Stunden vor Rechnern um all die geflaggten anstößigen Sachen zu filtern, zu sichten und Entscheidungen darüber zu treffen, was bleibt und was nicht.