Mit der Kraft der Gemeinschaft gegen Monopole…
Ja. Es gibt nur eine Handvoll Firmen, die ausreichend große Datenbanken in mehreren Sprachen haben, um diese Spracherkennungssysteme zu bauen. Und diese Datenbanken sind nicht öffentlich zugänglich, weder für die Forschung, noch für Start-ups – nur für die Firmen, die sie besitzen. Um überhaupt wieder Wettbewerb und breite Innovation zu ermöglichen, haben wir beschlossen: Wir bauen eine eigene offen zugängliche Sprachdatenbank mittels Crowdsourcing auf. Da ist mein Team ins Spiel gekommen und hat eine Website und eine App gebaut, die es allen, die mitmachen wollen, leicht macht, ihre Stimme unserem Projekt zu schenken. Mit diesen Datensätzen kann wiederum Spracherkennungssoftware trainiert und verbessert werden. Dieses Beispiel zeigt sehr gut den Ansatz von Mozilla, dass sich mit der Macht und der Kraft von vielen Menschen gemeinschaftlich ein Projekt aufbauen lässt, um eine neue öffentliche Ressource zu schaffen.
Mit dem neuen Berliner Büro will Mozilla ja nicht nur Europäischer Hub, sondern auch Treffpunkt und Schnittstelle für Internet Policy Maker, Aktivisten, Gründer und Kreative sein. Geht der moderne Gedanke von Community über Code und technische Entwicklung hinaus?
Innovation bedeutet, in den eigenen Prozessen und der Praxis ständig besser zu werden. Open Source Softwareentwicklung wird natürlich weiterhin zentral dafür sein, wie Mozilla arbeitet. Gleichzeitig entwickeln wir neue Wege offen und kollaborativ zu sein. So zum Beispiel durch eine Reihe von Partnerschaften: mit Forschungseinrichtungen, anderen Unternehmen oder gemeinnützigen Organisationen, die unsere Werte teilen und das spannend finden, was wir machen. Es geht darum gemeinsam etwas zu entwickeln und voranzutreiben: ob Code, neue Produkte, netzpolitische Positionen, Web-Standards oder offene Datenbanken.
Mit Mitarbeitern aus 13 Ländern ist das Berliner Büro aktuell die internationalste Dependance. Dazu kommt ein extrem breites fachliches Spektrum…
Dieses Büro zeichnet sich tatsächlich durch ganz besondere Vielfalt aus. Wir haben hier eine sehr gute Geschlechter-Balance, wir haben Leute aus den unterschiedlichsten geographischen Regionen und kulturellen Hintergründen. Wir haben aber auch Leute mit sehr unterschiedlichen beruflichen Hintergründen und Kompetenzfeldern sitzen. Hier gibt es ja wirklich alles von Community Management über Marketing bis hin zur App-Entwicklung, Crypto Engineering, Data Scientists und den Spracherkennungs-Spezialisten vom Common Voice Projekt.
Was ist noch besonders am Berliner Standort?
Ich bemerke hier so bestimmte Eigenarten, die ich auf das Positivste und Charmanteste deutsch finde. Wenn man hier reinkommt, fällt einem zuerst dieser endlos lange Tisch in der Küche auf, an dem bestimmt 40 Leute passen. Man isst gemeinsam Mittag! Ich glaube tatsächlich, dass es ein sehr deutsches Kulturgut ist: sich gemeinsam zum Essen an einen Tisch zu setzen. Das habe ich so noch in keinem anderen Mozilla Büro erlebt, und das weiß ich sehr zu schätzen.
Text: Anne Nürnberger
Fotos: Falko Siewert