Wie Online-Tracking uns manipulieren kann – und wie du wieder die Kontrolle übernimmst

Du kennst das sicher: Du kommst auf eine Website, auf der du vorher noch nie warst, und siehst dort Werbung für Produkte, über die du dich an ganz anderer Stelle informiert hast – vielleicht sogar nur offline. Das passiert nicht nur dir, sondern uns allen, jeden Tag. Und manchmal wird es regelrecht unheimlich. Zum Beispiel dann, wenn du Werbung vorgesetzt bekommst, die auch deine politische Meinung und deine Entscheidungen beeinflussen will. Nicht immer sind solche Manipulationsversuche deutlich erkennbar. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie Online-Tracking eigentlich funktioniert und wie es genutzt werden kann, um uns zu manipulieren.

Wie geht eigentlich Tracking?

Wenn du im Web von einer Website zur nächsten surfst, wirst du oftmals von Trackern verfolgt. Diese Tracker sammeln Informationen über dich. Zum Beispiel darüber, welche Webseiten du so besuchst und was du dort machst. Das passiert mithilfe von Scripts, Widget oder sogar klitzekleinen, unsichtbaren Images, die auf den von dir besuchten Websites eingebettet sind.

Was passiert beim Tracking genau?

Diese Tracking-Informationen werden von den Webseiten, die du besuchst, in kleinen Dateien auf deinem Computer, Smartphone oder Tablet gespeichert, die man Cookies nennt.

Wenn du eine Seite, die so ein Cookie gesetzt hat, erneut besuchst, erkennt sie dich anhand dieser Infos wieder. So “erinnert” sich eine Website zum Beispiel an deinen Benutzernamen und dein Passwort oder an den Inhalt deines Warenkorbs.

Das klingt jetzt erstmal alles nicht dramatisch – und kann sogar ganz hilfreich sein. Schließlich werden dir damit einige Schritte erspart und du kannst online Dinge schneller erledigen.

Manchmal werden in Cookies aber auch sehr viele, detaillierte Informationen über dich gesammelt. Beispielsweise über deine Interessen, deine Herkunft, deine Religion, dein Surf-Verhalten oder über die Menschen, mit denen du dich online austauschst. Basierend auf diesen Informationen können dir Seiten dann Inhalte zeigen, die besser auf dich zugeschnitten sind. Meistens in Form von Werbung. Auch das ist nicht per se schlecht: Viele Online-Angebote, auch Content oder News-Artikel, können nämlich nur kostenlos angeboten werden, weil die Webseitenbetreiber ihren Besuchern Werbung zeigen. Weil du diese Werbung siehst, generieren die Menschen und Organisationen hinter der Website Einnahmen. Und das ist meist auch in Ordnung.

Es gibt aber auch Cookies, die dich über deine ganze Internet-Surferei hinweg verfolgen und auch dann noch Informationen über dich sammeln, wenn du die ursprüngliche Seite schon längst verlassen hast. Solche Cookies stammen oft auch gar nicht vom Webseitenbetreiber selbst, sondern von einem Drittanbieter.

Es gibt also zwei primäre Sorten von Cookies: Cookies von Erstanbietern und Cookies von Drittanbietern.

Woher kommen diese Cookies und was ist ihr Zweck?

Erstanbieter-Cookies stammen vom Anbieter der Website, auf der du dich befindest. Sie können dabei helfen, deine Online-Erfahrung auf der Seite zu verbessern.

Drittanbieter-Cookies stammen nicht von der Website, auf der du gerade bist, sondern von, wie der Name schon sagt, Drittanbietern. Das sind oft Anbieter, von denen du vermutlich noch nie gehört hast und denen du nie explizit erlaubt hast, Informationen über dich zu sammeln. Trotzdem können sie überall im Web Cookies setzen und jede Menge Daten über dich sammeln – und genau das ist ihr Ziel.

Aus der Vielzahl von Daten, die diese Cookies sammeln, können Algorithmen später ein sehr definiertes Bild von dir entwickeln und ein Profil von Dir erstellen, das mehr Informationen enthält, als du eigentlich preisgeben wolltest.

Quasi so, als würde dir im analogen Leben den ganzen Tag jemand hinterherlaufen und sorgfältig dokumentieren, was du so machst – nur um anschließend in bester Profiler-Manier zu analysieren, wer du eigentlich bist.

Die gesammelten Daten sind, wie du dir sicher denken kannst, sehr wertvoll. Nicht umsonst hat sich um den Kauf und Verkauf solcher Daten eine ganze Industrie entwickelt.

Die schlechte Nachricht ist jedoch: Du gehst dabei leer aus – und die Kontrolle darüber, welche Daten du mit wem und wann teilst, hast du auch nicht mehr.

Wer die Daten hat, hat auch die Meinungsmacht

So weit, so gut – oder eben nicht. Denn dazu kommt, dass all diese ganz persönlichen Daten von dir nicht nur für klassische Werbung genutzt werden. Sie kommen auch zum Einsatz, um dir und anderen Nutzern gezielt Inhalte anzuzeigen, die in eine ganz bestimmte Richtung gehen und dich überzeugen sollen.

Das kann bedeuten, dass sogenannte Content-“Empfehlungen” nicht mehr eine ganze Vielfalt an verschiedenen Medien und Blickwinkeln beinhalten, sondern nur noch bestimmte Nachrichten.

Im Zeitalter von Misinformation – oft auch “Fake News” genannt – ist das nicht unproblematisch. Schließlich merkst du eventuell gar nicht mehr, dass es widerstrebende Meinungen zu einem Thema gibt, weil sie dir gar nicht angeboten werden. Und das bedeutet eine ganze Menge Fact-Checking-Aufwand für dich, wenn du den großen Überblick behalten möchtest.

Noch gruseliger wird es, wenn persönlichen Daten genutzt werden, um Menschen gezielt zu manipulieren. Klingt nach Verschwörung? Leider ist es bittere Realität. Du erinnerst dich bestimmt noch an den Skandal um Facebook und Cambridge Analytica im letzten Jahr. Hier hatte sich herausgestellt, dass Nutzerdaten aus dem sozialen Netzwerk verwendet wurden, um US-Wahlkämpfe zu beeinflussen. Cambridge Analytica gibt es heute nicht mehr; die Daten von Web-Nutzern werden aber weiter für genau solche Zwecke benutzt – und die User damit manipuliert.

Lass dich nicht triggern

Auch jetzt, wo wir auf die Europawahl im Mai 2019 zusteuern, wird dieses Thema wieder akut. Werbetreibende nutzen ganz bewusst die Informationen, die sie über dich einkaufen können, um dir Wahlwerbung für bestimmte Parteien anzuzeigen, für die du laut Profilanalyse empfänglich sein könntest.

Das Problem daran: Sie haben so viele Informationen über deine Likes und Dislikes aus unterschiedlichen Lebensbereichen, dass sie genau wissen, wie diese Werbung aussehen muss, damit sie dich überzeugt. So siehst du womöglich ansprechende und auf dich zugeschnittene Werbung von Parteien, die du eigentlich nie wählen würdest, weil sie überhaupt nicht deine Ansichten vertreten. In einigen Fällen werden sogar bewusst Falschinformationen eingesetzt, um dich zu manipulieren.

Das alles ist aber nur möglich, weil Drittanbieter eben so genau wissen, womit sie dich triggern können.

Und weil die meisten Nutzer ihre Nachrichten aus sozialen Netzwerken und Nachrichtenquellen mit einer bestimmten Haltung beziehen. Filterblasen sei Dank bekommen sie dann genau den Content ausgespielt, der ihre Ansichten und Vorurteile bestätigt, statt sie zu hinterfragen und Fakten zu liefern.

Nachrichten-Vergleiche anzustellen und nach objektiven Fakten zum Thema zu suchen bedeutet jede Menge Aufwand.

 

Wie kannst du dich besser vor Tracking schützen?

Jetzt wissen wir zumindest, womit wir es zu tun haben und können den Panikmodus erstmal ausschalten. Denn auch wenn all das ziemlich unschön klingt, heißt das nicht, dass du dem wehrlos ausgeliefert bist. Du kannst dich sogar ganz einfach dagegen schützen, indem du Tracking so gut es geht den Riegel vorschiebst.

Das kannst du sowohl auf deinem Computer als auch auf jedem Smartphone oder Tablet tun:

Bei den meisten Browsern sorgt der Private Modus dafür, dass deine Surf-Chronik nicht gespeichert und von Drittanbietern gesammelt wird; Firefox geht allerdings noch einen Schritt weiter: Hier kannst du ganz individuell einstellen, wie viel Privatsphäre du brauchst. Also, ob du ganz ungetrackt durchs Internet surfen willst oder deine Informationen mit den Webseiten teilst willst, die du gut findest und unterstützen möchtest. Das folgende Video zeigt dir wie’s geht:

 

Für Facebook ganz speziell bieten wir dir außerdem noch eine zweite Lösung an: den Facebook-Container. Diese Erweiterung deines Firefox Browsers sorgt dafür, dass Facebook nicht mehr sehen kann, was du außerhalb des Netzwerks so im Internet machst, weil der Container deine Facebook-Aktivitäten isoliert. Für die Tracker außerhalb von Facebook sieht es aus, als wärst du ausgeloggt oder hättest keinen Account. Das schränkt die Menge an Infos, die das Unternehmen über dich sammeln kann, massiv ein und reduziert damit auch die Möglichkeiten von Werbetreibenden, dich gezielt zu manipulieren. Weil sie nämlich einfach nicht genug von dir wissen.

 

Wieso machen wir das alles, fragst du dich jetzt – und was haben wir davon?

Ganz einfach: Hinter Firefox steht die Non-Profit-Organisation Mozilla. Unser Ziel ist es, das Internet für alle frei, offen, sicher und privat zu gestalten. Wir setzen uns für ein Internet ein, in dem du und wir und alle anderen selbst entscheiden können, welche Informationen wir preisgeben. Ein Internet, in dem es Alternativen gibt. Ein Internet für dich. Firefox fights for you.


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