EU-Wahl: warum wählen so wichtig ist und wie du Manipulation vermeidest
Ein neues EU-Mandat steht in den Startlöchern: Zwischen dem 23. und dem 25. Mai wählen wir unsere neuen MdEPs (Mitglieder des Europäischen Parlaments) für die nächste fünfjährige Amtsperiode in Brüssel und Strasbourg.
Nicht immer waren die Auswirkungen von Entscheidungen auf EU-Ebene auf den Einzelnen so deutlich sichtbar wie heute. Doch nun, kurz mehreren weitreichenden Entscheidungen, fragen sich viele – darunter auch zahlreiche Neuwähler – wie sie sich an der Europawahl beteiligen können und ob es sich lohnt, zu wählen. Wer sich zu Wahlkampfthemen, Kandidaten und Parteien online informiert, ist allerdings oft gezielter Manipulation ausgesetzt. In diesem Post erfährst du, wie du Manipulation erkennst und vermeidest und wieso es jetzt wichtiger denn je ist, zu wählen.
GO, EUROPE! Warum die Wahl und deine Stimme so wichtig sind
Das Europäische Parlament ist die einzige direkt gewählte Institution der Europäischen Union. Seine Aufgabe ist es, die Interessen der EU-Bürger zu vertreten. In den vergangenen Jahren hat das Parlament einige unheimlich wichtige Entscheidungen getroffen. Entscheidungen, die unseren Alltag, beispielsweise in Hinblick auf unsere Rechte und die Technologien, die uns umgeben, maßgeblich beeinflussen: vom Schutz unserer Privatsphäre im Web und Netzneutralität, über Klimapolitik und das Ende der Zeitumstellung, bis hin zur EU-weiten Abschaffung von Roaming-Gebühren.
Die kommenden fünf Jahre werden mindestens genauso wichtig: Es stehen Entscheidungen zu den Verantwortlichkeiten einiger großer Online-Plattformen an. Und zwar zu Themen wie Hate Speech, Cyber-Bullying oder Desinformation; zu Kommunikationssicherheit; oder zu Regelungen für autonomes Fahren.
Deshalb ist es so wichtig, dass unsere gewählten Vertreter im EU-Parlament auch wirklich unsere Interessen vertreten.
Wie wir in der Vergangenheit schon feststellen mussten, können Social Media und andere Online-Kommunikationsplattformen manipuliert werden. Falsche oder bewusst polarisierende Nachrichten können sich dort leicht verbreiten und damit den öffentlichen Diskurs stören, Unfrieden und Misstrauen stiften und sich letztlich negativ auf die Glaubwürdigkeit eines unabhängigen demokratischen Prozesses auswirken.
Wo und wie du manipuliert werden kannst
Klar, Desinformation ist kein brandneues Phänomen. Doch in der heutigen Welt, in der alles und jeder ständig mit dem Internet verbunden ist (oder sein kann), können sich falsche oder irreführende Informationen schneller und viraler denn je verbreiten. Damit ist das Risiko, manipuliert zu werden, höher denn je.
Und auch, wenn das Internet viele großartige Möglichkeiten bietet – wie etwa den Zugang zu jeglichen Informationen, die für Wahlentscheidungen wichtig sein können –: Es hat eben auch eine nie dagewesene Anzahl an Wegen geschaffen, um Desinformation zu verbreiten. Oder um Informationen, egal ob wahr oder falsch, gezielt an Einzelne oder bestimmte Gruppen auszuspielen und so ihr Wahlverhalten zu beeinflussen:
Tracking:
Demografische Daten und Informationen zum Online-Verhalten von Usern werden häufig benutzt, um ihnen (in oft fragwürdiger Weise) vor Wahlen gezielt Informationen zu zeigen, die ihre Entscheidungen beeinflussen sollen. Dank Tracking kann Propaganda individuell und gezielt an die Wähler ausgespielt werden, die tendenziell bereit sind, eine bestimmte Botschaft aufzunehmen und weiter zu verbreiten. Mehr dazu erfährst du in diesem Blog Post.
Undurchsichtige Werbung:
Wahlwerbung kann sich auf die verfügbaren Kandidaten oder politische Parteien konzentrieren. Häufig dreht sie sich allerdings um aktuell brisante Themen, wie Zuwanderung, Klimawandel, den Nutzen von Impfungen oder die EU-Grenzpolitik. Auf deren Basis soll sich der Wähler dann für die eine oder die andere Partei entscheiden. Doch leider ist diese Werbung oft nicht so transparent, dass Nutzer erkennen können, wer für die jeweilige Anzeige bezahlt hat und wieso sie genau ihnen angezeigt wird.
Automatisierte Stimmungsmache:
Auch wenn Desinformation zweifellos von (potentieller) Viralität lebt: Die tatsächliche Menge an Likes, Shares oder Retweets eines Beitrags kann ganz einfach künstlich in die Höhe getrieben werden. So wird Nutzern vorgegaukelt, dass die Story, die sie teilen, unheimlich populär sei, obwohl sie tatsächlich nur von Bots aufgebauscht wurde.
Wie du dich gegen Manipulation wehren kannst:
Wie können wir angesichts dessen demokratische Wahlen bewahren und sichergehen, dass wir unsere Stimme gut informiert und unvoreingenommen abgeben?
Jede*r Einzelne von uns spielt eine elementare Rolle, wenn es um die Verbreitung von Informationen geht. Um nennenswerten Fortschritt bei der Eindämmung von Desinformation und super-zielgerichteter Wahlwerbung zu machen, müssen auch Unternehmen, Regierungen, politische Kandidaten, Journalisten und alle Internetnutzer dabei helfen.
In den letzten Jahren haben wir eine Zunahme an Desinformation im Web beobachten müssen, die den öffentlichen Dialog und individuelle Meinungen stark beeinflusst hat. So sehr, dass sie sich sogar auf Wahlen ausgewirkt hat. Dagegen ist kein Land gefeit, aber mit den richtigen Tools können wir Manipulation und Desinformation erkennen und etwas dagegen unternehmen:
Als ersten Schritt empfehlen wir, Wahlwerbung und fragwürdige “Nachrichten” mit Vorsicht zu behandeln, mit anderen darüber zu sprechen und eine eigene, kurze Hintergrundrecherche durchzuführen.
Technische Lösungen wie das Surfen im Privaten Modus können ebenfalls dabei helfen, Manipulation aus dem Weg zu gehen. Anders gesagt: Wenn keine Informationen über dich, dein Online-Verhalten und deine Interessen gesammelt werden können, während du im Web surfst, gibt es auch keine Grundlage dafür, dir ganz gezielt bestimmte Werbung anzuzeigen.
Ganz speziell für Facebook gibt es auch den Facebook Container, der dafür sorgt, dass deine Online-Aktivitäten außerhalb des Netzwerks ganz und gar deine Sache bleiben. So behältst du die Kontrolle darüber, was Werbetreibende bei Facebook über dich erfahren und für ihre Anzeigen nutzen können. Schließlich sehen sie nur noch das, was du ganz bewusst bei Facebook teilst. Alternativ kannst du auch das Add-on Who Targets Me in deinem Browser installieren und so dabei helfen, Wahlwerbung auf Facebook transparenter zu machen.
Inhalte in sozialen Netzwerken, die durch Bots und andere Mittel künstlich aufgebauscht wurden, sind für User ebenfalls schwer zu erkennen. Probiere deshalb einfach mal die Browser-Erweiterung botcheck.me aus. Die macht Propaganda-Accounts bei Twitter für dich sichtbar.
Firefox will dir und allen anderen helfen, die Kontrolle über deine Daten, dein gesamtes Online-Erlebnis und auch deine Entscheidungen in dieser EU-Wahl zu behalten. Deshalb freuen wir uns, dir eines heute versprechen zu dürfen: Von Firefox kannst du diesen Frühling noch einiges an Unterstützung erwarten, was die Europa-Wahl betrifft. Bleib dran!
This post is also available in: English (Englisch) Français (Französisch)