Online-Werbung durch Produkt und Infrastruktur verbessern
LAURA CHAMBERS, CEO, MOZILLA CORPORATION
Wie Mark in seinem Blog bereits mitgeteilt hat, wird Mozilla künftig aktiver mit digitaler Werbung arbeiten. Wir glauben, dass wir gleichzeitig an öffentlichen Richtlinien, Standards, Produkten und Infrastruktur arbeiten müssen. Heute möchte ich die Elemente „Produkt“ und „Infrastruktur“ eingehender beleuchten. Ich werde unsere Gedanken dazu teilen, wie sich das durch unsere bestehenden Produkte (wie Firefox), aber auch branchenweit (durch die Arbeit unserer jüngsten Akquisition, Anonym, an einer alternativen Infrastruktur für die Werbebranche) äußern wird.
Unser Ziel bleibt für beide Stützpfeiler (Produkt und Infrastruktur) dasselbe – digitale Werbelösungen zu entwickeln, die die Rechte jedes Individuums respektieren. Also Lösungen, die zwischen kommerziellem Wert und öffentlichem Interesse die Waage halten. Warum nimmt Mozilla sich dieses Themas an? Weil es die Mission von Mozilla ist, ein besseres Internet zu bauen. Und zumindest für die nähere Zukunft ist Werbung ein wesentlicher Antrieb des Internets und der effizienteste Weg sicherzustellen, dass Inhalte für so viele Menschen wie möglich kostenlos und zugänglich bleiben.
Aktuell müssen die Menschen dafür online zu viele Kompromisse eingehen. Ja, Werbung ermöglicht einen freien Zugang zu den meisten Angeboten im Internet, aber die fehlende praktische Einflussnahme, die wir alle über die Erhebung und das Teilen unserer Daten haben, ist nicht akzeptabel. Lösungen für dieses Problem, die darauf aufbauen, mehr Daten an einige wenige private Großunternehmen zu übergeben, sind nicht wirklich hilfreich für diejenigen, die das Internet nutzen.
Diese Probleme möchte Mozilla durch eine Produktstrategie angehen, die sich auf unsere Kernprinzipien von Datenschutz, Offenheit und Selbstbestimmung stützt. Wir wissen, dass viele aus unserer Community unser Mitwirken auf diesem Markt kritisch sehen. Aber es ist eine wesentliche Funktion in der Geschichte von Mozilla, kontroverse Themen anzugehen, weil wir daran glauben, das Internet so besser für uns alle machen zu können. Genau das braucht unser Internet heute: den Willen, auch schwierige Dinge anzugehen, selbst wenn das nicht allgemein akzeptiert wird.
Mit unseren Produkten den Weg in die Zukunft weisen
Wir werden diese Arbeit da leisten, wo sie am deutlichsten erforderlich ist – bei unseren eigenen Produkten wie Firefox, Fakespot. Außerdem werden in Zukunft auch neue Aufgaben hinzukommen. Dabei wird bei Werbung in unseren Produkten weiterhin im Fokus stehen, um den Datenschutz unserer Nutzer*innen zu wahren. Dies sind Grundvoraussetzungen und grundlegende Qualitäten, die uns leiten. Aus einer technischen Perspektive heraus, werden wir fortschrittliche kryptografische und Aggregationsverfahren entwickeln und nutzen. Indem wir diese Verfahren testen, wiederholen und einsetzen, möchten wir unsere Standardisierungsbemühungen verbessern und der Branche insgesamt zeigen, dass Werbung ein Unternehmen tragen kann, ohne die persönlichen Daten jedes Einzelnen online preiszugeben.
Als Teil dieser Arbeit verpflichten wir uns auch, unsere Intentionen und Pläne transparent und offen zu verfolgen, bevor wir Tests oder Funktionen einführen. Und damit möchte ich die Entschuldigung, die Mark in seinem Blog ausgesprochen hat, erweitern. Vor einigen Wochen, und bevor wir unsere Intentionen dafür erklärt haben, wie die Technologie funktionieren soll, haben wir, im Rahmen eines Testlaufs der datenschutzfreundlichen Attribution (PPA), einige Codes in Firefox platziert. Zwar wurde der Testlauf nie für externe Nutzer*innen aktiviert, trotzdem führte er zu Verwirrung und Besorgnis und das möchten wir beheben. Wir werden unser Engagement mit Regulierungsbehörden und der Zivilgesellschaft verstärken, um alle Bedenken auszuräumen. Wir werden viel mehr über unsere Arbeit mit unseren Produkten öffentlich machen und ihr werdet Gelegenheit haben, Fragen zu stellen und uns Feedback zu geben.
Bessere Technologie für die Branche entwickeln
Während wir an unseren bestehenden Verbraucherprodukten arbeiten, können wir an einer besseren Infrastruktur für die Online-Werbebranche insgesamt mitwirken. Werbung kann nicht verbessert werden, ohne dass die Technologien, auf denen sie aufbaut, die Sicherung der Nutzerdaten priorisieren. Und genau deshalb haben wir Anonym erworben.
Anonym entwickelt eine Technologie, die eine datenschutzfreundlichere Infrastruktur zum Austausch von Daten zwischen Werbetreibenden und Publishern bereitstellt. Und das auf eine Art und Weise, die gleiche Wettbewerbsbedingungen schafft, anstatt die Daten bei einigen großen Unternehmen zu konsolidieren.
Um Werbung zu verbessern, müssen wir die zugrundeliegenden Probleme des Datenaustausches angehen und die wirtschaftlichen Interessen lösen, die auf diesen Daten aufbauen. Wir möchten die Branche so umgestalten, dass aggregierte Einblicke in die Bevölkerung die Norm sind, anstatt dass Plattformen wahllos individuelle Nutzerdaten untereinander austauschen.
Anonym entwickelt die Technologie, die es für diesen Wandel braucht, mit datenschutzfreundlichen Methoden wie Differential Privacy, die Datensätzen kalibriertes Rauschen hinzufügen, damit die Daten Einzelner so privat wie möglich gehalten werden, während sie in ihrer Gesamtheit immer noch nützlich sind. Datenberechnungen werden in sicheren und geschützten Umgebungen vorgenommen. Das System ist so aufgebaut, dass Menschen keinen Zugriff auf individuelle Nutzerdaten haben. Die Outputs werden aggregiert und anonymisiert und Anonym zerstört anschließend die individuellen Daten. Diese pragmatische Lösung inspiriert unsere Vision von einer Welt, in der digitale Werbung sowohl effektiv sein kann, als auch datenschutzfreundlich.
Eine bessere Zukunft
Wie ich bereits sagte, sind wir uns bewusst, dass ein erweiterter Fokus auf Online-Werbung nicht von allen in unserer Community gutgeheißen wird. Und wir sind uns auch bewusst, dass wir uns den sich ändernden Erwartungen unserer Nutzer*innen stellen müssen, während wir neue kreative und innovative Ansätze entwickeln. Diese Position einzunehmen, ist nie bequem, aber wir glauben fest daran, dass eine bessere Zukunft für die Online-Werbung ein wesentlicher Bestandteil für unser übergeordnetes Ziel ist, eine bessere Zukunft für das Internet zu gestalten. Ich lebe lieber in einer Welt, in der Mozilla sich aktiv für positive Lösungen für schwierige Problem einsetzt, als in einer, in der wir unsere Kritik nur vom Spielfeldrand aus äußern. Wir werden weiter mit anderen zusammenarbeiten und uns mit der größeren Frage auseinandersetzen, wie wir alternative Lösungen für Werbung finden können, die die Zukunft des Internets finanzieren. Aber wir können die Realität von heute dabei nicht aus dem Blick verlieren.
Und das bedeutet nicht, dass wir die dysfunktionalen Werbemodelle akzeptieren müssen, die wir heute haben. Wie wir es bereits in der Vergangenheit getan haben, wird Mozilla den Weg in eine bessere Zukunft ebnen, indem wir öffentliche Richtlinien beeinflussen, Normen verbessern und aktiv bessere Produkte und Infrastrukturen gestalten. Das Wichtigste jedoch ist, dass wir all das gemeinsam mit Tausenden anderer Unternehmen, Fürsprechern, politischen Entscheidungsträgern und besorgten Internetnutzer*innen tun, die sich für ihr Online-Erlebnis bessere Optionen und mehr Kontrolle wünschen.
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