Einige kennen sie bestimmt noch, die kleinen, eher unattraktiv gestalteten Faltkalender in Taschenformat, die an der Rezeption beim Frauenarzt ausliegen. Nimmt man sich hundertmal mit, füllt sie aber so gut wie nie konsequent aus – nur um dann beim nächsten Termin Halbwahrheiten über Datum, Verlauf und Länge der letzten Periode zu stammeln. Heute nutzen deswegen mehr als 50 Millionen Frauen weltweit eine App um ihre Tage zu tracken. Ganz ähnlich sieht das für digitale Fruchtbarkeitskalender aus.
Macht ja auch Sinn. Viele von uns sind ohnehin schon viel zu überladen mit den täglichen To-Dos und Verpflichtungen. Periodenrechner und Fruchtbarkeits-Apps machen uns das Leben etwas einfacher und helfen, einen besseren Überblick über unsere Gesundheit zu behalten. Wann steht die nächste Regel an? Welchem Muster folgt unser PMS-Zyklus? Wann bin ich fruchtbar?
Wer weiß was?
Doch solche Informationen sind höchst privat und sensibel und werden deswegen meist eigentlich nur mit Ärzten und eventuell besten Freunden geteilt.
Wie mit diesen Daten bei der Nutzung von Apps umgegangen wird, weiß man leider kaum! Und es kann geradezu schockieren, dass solch hilfreiche Apps zur Gefahr für die eigene Privatsphäre werden können.
Wer will schon, dass Werbetreibende oder sogar dein Arbeitgeber irgendwas über deine Menstruation wissen oder darüber, dass du gerade versuchst, schwanger zu werden? Die wenigsten.
Die Informationen, die man häufig mit Perioden-Trackern, Tagekalendern oder Fruchtbarkeits-Apps teilt, wie Stimmung, sexuelle Aktivität, Heißhungerattacken und Gewicht, sind unglaublich persönlich und Gold wert. Unternehmen, die Frauen-/Babypflege anbieten oder sogar Pharmaunternehmen sind mehr als bereit, ordentlich Geld dafür hinzulegen. Ein neuer Bericht der Datenschutzorganisation Privacy International zeigt, dass viele solcher Apps die intimen Daten ihrer Nutzerinnen an Facebook und Co. weiterleiten.
Die Gratwanderung zwischen privater gesundheitlich relevanter Dokumentierung und kapitalistischer Ausbeute ist erschreckend. Deshalb wollen wir dir zeigen, wie du das Beste aus deinen Tage-Kalender-Apps oder Fruchtbarkeits-Trackern herausholen kannst, ohne dabei zur fetten Beute einiger Unternehmen zu werden:
Muss man ein Konto haben, um den Dienst nutzen zu können?
Einige Periodenrechner Anwendungen ermöglichen den Zugriff, ohne dass du dich für ein Konto anmelden musst. Dies ist hilfreich, da deine Daten mit größerer Wahrscheinlichkeit lokal auf deinem Gerät und weniger wahrscheinlich mit unbegrenzter Dauer auf den Servern des Anbieters gespeichert werden.
Wenn du ein Konto erstellen musst, erlaubt dir die Anwendung, dein Konto mit einem Passwort zu sichern?
Wenn du dafür sorgst, dass alle deine Konten mit starken, eindeutigen Passwörtern geschützt sind, kannst du dich davor schützen, dass unerwünschte Personen Zugang zu deinen Daten erhalten. Eine sichere App wird dafür sorgen, dass du dich jedes Mal, wenn du sie benutzt, anmelden musst. Wenn die App eine Zwei-Faktor-Authentifizierung bietet, verwende sie.
Wie viele persönliche Daten sammelt die Menstruations-App und was macht sie damit?
Überlege dir, ob der Nutzen, den du aus der App ziehst, es Wert ist, deinen Namen und deine persönlichen Gesundheitsdaten dort zu teilen. Lies immer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzrichtlinien der Periodenrechner App, die du in Betracht ziehst, damit du eine informierte Entscheidung treffen kannst. Wenn der Dienst es dir erlaubt, dich explizit gegen den Verkauf oder die Weitergabe deiner Daten zu entscheiden, dann tu es.
Sammeln die Periodenrechner oder andere Dienste mehr Daten, als sie sollten?
Standortdaten zum Beispiel sind nichts, worauf jede Periodenrechner- oder Fruchtbarkeits-App ohne deine ausdrückliche Zustimmung Zugriff haben sollte. Dasselbe gilt für deine Kontakte. Mit den App-Einstellungen auf deinem Gerät kannst du sicherstellen, dass die Apps nicht auf deine Standortdaten, Kontakte oder andere Dinge zugreifen können, für die sie keine Erlaubnis haben sollen.
Kannst du dein Konto löschen und was passiert mit deinen Daten, wenn du das Konto löschst?
Vergewissere dich, dass du die Richtlinien zur Kontolöschung verstanden hast. Einige Dienste können dein Konto löschen, aber deine Daten behalten.
Best Practice für alle deine Geräte ist es, Ad-Tracking zu beschränken. Du findest dies in den Einstellungen deines Geräts unter Datenschutz für iOS. Für Android-Geräte gehe zu Einstellungen und scrolle dann nach unten zu “Google”.
Wenn es um Periode und Fruchtbarkeit geht, haben Menschen schon genug Stress am Hals. Die eigene Privatsphäre sollte hier nicht noch ein weiterer Faktor für Sorgen werden. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall, vor dem Benutzen einer dieser Apps ein paar Minuten in die Recherche zu investieren, um später und langfristig eine Sorge weniger zu haben.
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