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Das Unsichtbare sichtbar machen

Themen wie Online-Privatsphäre und unbemerktes Tracking durch Drittfirmen erscheinen heutzutage als sehr abstrakt und nur schwer greifbar. Vielen Menschen ist nicht bewusst, was mit ihren Online Daten passiert, wenn sie surfen. Andere fühlen sich machtlos gegenüber Datensammlern und wissen nicht, was sie zum Schutz ihrer Privatsphäre tun können. Das Internet wird mehr und mehr zu einem Glashaus, durch welches Drittfirmen Zugriff auf persönliche Daten haben, die diese sammeln und für ihre eigene Zwecke nutzen.

Vor kurzem hat Mozilla in Firefox Tracking Protection für den Private Browsing Modus eingeführt. Diese Funktion bietet die Möglichkeit, Tracking durch Drittfirmen bewusst zu verhindern. Nutzer erhalten so die Kontrolle zurück. Tracking Protection steht damit im Kontext der aktuellen und wichtigen Debatte über ein gesundes und offenes Internet Ökosystem und wie es erhalten werden kann. Auch die Probleme, die Content Blocking mit sich bringt und mögliche Lösungen stehen zur Diskussion.

Das Glashaus

Anfang November stand für Mozilla ganz im Zeichen des Online-Datenschutzes: In Hamburg haben wir deshalb ein dreitägiges Event veranstaltet. Heute möchten wir nicht nur Impressionen dieses Events teilen, sondern auch ein Experiment vorstellen, das wir auf der berühmten Reeperbahn durchgeführt haben.

Experiment? Naja, wir wollten herausfinden, ob wir etwas nicht Sichtbares – wie die Online Privatsphäre – sichtbar und greifbar machen können.

Am ersten Tag haben wir deswegen ein komplett eingerichtetes Apartment auf dem Hamburger Spielbudenplatz aufgebaut, in dem Besucher der Hansestadt ihre Nacht verbringen konnten. Doch sobald sie sich in das WLAN der Wohnung eingeloggt hatten, entfernte unsere Crew die Außenwände. Übrig blieben nur gläserne Wände, durch die Passanten die Reisenden beobachten konnten. Ihre Privatsphäre war plötzlich öffentlich.

Die Reaktionen der Reisenden sind authentisch.

Um besser zu verdeutlichen, was mit persönlichen Daten im Internet geschieht, waren einige Teilnehmer des Experiments Schauspieler – die allerdings genauso wenig darüber eingeweiht waren, was vor sich gehen würde.

Mit dem Experiment möchte Mozilla ein Bewusstsein für die Online-Privatsphäre schaffen. Deswegen zeigen wir hier einige der Reaktionen und Gedanken der Teilnehmer, nachdem wir die Aktion aufgeklärt hatten:

Diskussionen zum Thema Datenkontrolle im Netz

Die zwei Tage nach dem Experiment haben wir genutzt, um über den Schutz der Privatsphäre zu diskutieren. Im Glashaus trafen sich dazu Technologie- und Datenschutzexperten, Hamburg’s Digital Media Women, die Mozilla Community und viele andere am Thema interessierte Menschen.

Startschuss hierfür war eine Podiumsdiskussion, moderiert von Svenja Teichmann, Gründerin und Geschäftsführerin von crowdmedia. Deutsche Datenschutzexperten diskutierten über verschiedene Aspekte rund um den Schutz der Online-Privatsphäre. Es ging unter anderem um die Frage „Was ist heute eigentlich noch privat?“ – während Passanten den Diskussionsteilnehmern durch die Glaswände über die Schulter schauen konnten.

Glass_House_01Foto: Von links nach rechts: Lars Reppesgaard (Autor, „Das Google-Imperium“), Svenja Teichmann (crowdmedia), Frederick Richter (Vorstand Stiftung Datenschutz) und Winston Bowden (Sr. Manager Firefox Product Marketing)

Frederick Richter wies darauf hin, dass nicht jeder einschätzen könne, wann und wo er Daten preisgibt: „Wir wissen meist nicht, wer uns im Internet beobachtet. Viele Menschen können ihre Online-Privatsphäre nicht schützen, weil sie keine einfachen Features dafür haben.“ Lars Reppersgard sprach sich nicht grundsätzlich gegen Tracking aus, unterstrich aber, dass Nutzer die Wahl haben müssten: “Wenn wir Technologien wollen, die uns das Leben erleichtern, werden dafür manchmal unsere Daten benötigt. Aber für die meisten Nutzer ist es nicht klar ersichtlich, wer wann welche Daten sammelt.“

Als die neue Firefox Funktion Tracking Protection im private Browsing Modus thematisiert wurde, war es Winston Bowden wichtig, von Anfang an zu differenzieren: „Wir sind kein Gegner von Onlinewerbung. Sie ist eine legitime Einnahmequelle und Garant für hochspannenden Inhalt im Web. Was allerdings nicht sein kann, ist eine Verfolgung der Nutzer ohne ihr Wissen – oder sogar selbst dann, wenn diese sich aktiv dagegen entscheiden. Das offene und freie Web ist ein hohes Gut, das wir beschützen sollten. Die Nutzer müssen wieder die Kontrolle über ihre Daten erhalten.“

Wissen vermitteln

Am dritten Tag des Events trafen sich Freiwillige der deutschen Mozilla Community im umgebauten Glashaus. Sie zeigten Interessierten verschiedene Möglichkeiten, mit denen Nutzer mittels Firefox wieder die Kontrolle über ihre Online Privatsphäre erlangen können. Die Community erklärte beispielsweise die Entstehungsgeschichte des Tracking Protection Features und stellte Tools wie Lightbeam vor. Mit den Programmen wie Smart On Privacy und Web Literacy wurden zusätzlich Einblicke über die Funktionsweise des Web gegeben.

Hamburg1Wir möchten uns ganz herzlich bei allen bedanken, die hinter den Kulissen das Event in Hamburg möglich gemacht haben. Euren Einsatz, Menschen für mehr Schutz und Kontrolle der eigenen Online-Privatsphäre zu sensibilisieren, können wir gar nicht genug wertschätzen!