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Cliqz-Abschlussbericht

Ende 2016 haben wir einige produktbezogene Experimente mit unserem strategischen Partner Cliqz GmbH angestoßen. Cliqz ist ein auf Privatsphäre fokussiertes Technologieunternehmen mit Sitz in München. Die komplette Nutzererfahrung, die Cliqz anbietet, umfasst Suchempfehlungen, Anti-Tracking sowie Phishing-Schutz. In vollem Umfang kann sie am besten mithilfe des Cliqz-AMO-Add-ons und natürlich im gleichnamigen Standalone-Browser für Desktop-PCs und Mobilgeräte ausprobiert werden.

Als Ausgangspunkt für unsere Zusammenarbeit mit Cliqz haben wir uns für Test Pilot entschieden – die Firefox-Plattform, über die techbegeisterte, interessierte Nutzer neue Features ausprobieren können. Auf diesem Weg wollten wir herausfinden, wie Firefox-User die Cliqz-Empfehlungen im Adressfeld des Browsers einschätzen. Alle anderen Funktionen haben wir entfernt, um sicherzugehen, dass sie das Nutzer-Feedback nicht zu sehr beeinflussen. Eine erste Version der reduzierten Cliqz-Adressleisten wurde schließlich im Januar 2017 in Test Pilot integriert.

 

Cliqz Version 1

Die Telemetrie-Funktion erfasst die Anzahl der Suchanfragen, die Nutzer im Browser über die Adress- oder Suchleiste stellen. Cliqz-Empfehlungen leiten User direkt an ihr Ziel weiter und beantworten einige Fragen sogar direkt in der Adressleiste. Dementsprechend war eine unserer Kernhypothesen zu diesem Test-Pilot-Experiment, dass Nutzer nun weniger Suchanfragen über die Suchmaschine stellen würden.

Mithilfe des Launches von Version 1 konnten wir eine Telemetrie-Grundlage schaffen, um Nutzungsdaten in Hinblick auf die Suche besser zu verstehen. Zudem verzeichneten wir bei Test-Pilot-Nutzern rund 25 Prozent weniger Suchanfragen über die Suchmaschine – verglichen mit ihrem vorherigen Verhalten. Dieses Ergebnis bestätigte also unsere Annahme, dass Nutzer durch Cliqz einen großen Teil ihrer Fragen bereits während der Eingabe beantwortet sehen würden.

Schon in der ersten Woche nach dem Launch der Version 1 erhielten wir über die damit verknüpften Nutzerbefragungen wichtiges Feedback. Gleich mehrere Themen wurden dabei wiederholt angesprochen:

  • Funktionalität: Vielen Nutzern wurden weniger Lesezeichen und Ergebnisse aus ihrer Chronik angezeigt, als es sonst in Firefox der Fall war.
  • Design: Manche User mochten das Design der Suchleiste nicht oder fanden es unübersichtlich.
  • Vertrauen: Die Benutzeroberfläche wirkte fremd, weshalb User ihr weniger vertrauten oder sich bei der Verwendung weniger wohl fühlten.
  • Suchstatus: Cliqz nimmt keine Änderungen an der Standardsuchmaschine vor; da dies allerdings nicht offensichtlich war, bemängelten viele Nutzer, ihre präferierte Suchmaschine verloren zu haben.

Unsere Kollegen, die für die Nutzererfahrung verantwortlich sind, stießen daraufhin eine gemeinsame Arbeitswoche an, um die im Design begründeten Probleme zu beheben. Fürs Erste stellten wir diejenigen Anfragen hinten an, die sich auf Lesezeichen und die Chronik bezogen, da sie nicht im Rahmen einer ersten Überarbeitung des UX zu lösen waren. Die Teams von Mozilla und Cliqz trafen sich schließlich zu einer gemeinsamen UX-Arbeitswoche in Toronto. Innerhalb von nur vier Wochen gelang es ihnen, deutliche Verbesserungen umzusetzen, die in der Version 2 von Cliqz in Test Pilot bereits umgesetzt waren. Diese wurde Mitte März 2017 veröffentlicht.

Die blaue Vorschlagszeile wurde nun wieder ganz oben im Ergebnisfeld angezeigt. Diese Zeile gibt es auch in Firefox, wo sie Nutzern verdeutlicht, dass das Drücken der “Enter”-Taste eine Suche anstößt. Zudem haben wir die “smart Cliqz”-Felder, die Informationen zum Wetter, Wechselkurse oder Sportergebnisse anzeigen, neu gestaltet. Mit speziellen Icons konnten die Nutzer nun direkt erkennen, ob es sich bei den angezeigten Ergebnissen um Lesezeichen oder offene Tabs handelte. Icons, Schriften und Zeilenabstand erinnerten nun stärker an die intelligente Adressleiste in Firefox. Kurzum: Wir haben dafür gesorgt, dass sich Cliqz insgesamt mehr wie Firefox anfühlt.

Die Ergebnisse waren deutlich: Version 2 verbesserte die Cliqz-Nutzererfahrung in jeder Hinsicht, die wir erwartet hatten – und sogar darüber hinaus:

  • Die Nutzerzufriedenheit stieg gegenüber der Version 1
  • Es gab keine Beschwerden mehr über das Design
  • Die Klicks auf Cliqz-Empfehlungen stiegen
  • In den Umfragen beklagten Nutzer nicht mehr, ihre Standardsuchmaschine nicht finden zu können
  • Die Weiterleitungen zu externen Suchergebnissen stiegen um sieben Prozent. Auch wenn wir hierfür kein konkretes Ziel in Zahlen definiert hatten, wurde deutlich, dass die User nun besser verstanden, wie sie ihre Lieblingssuchmaschine nutzen konnten
  • Überraschenderweise verbesserte sich auch die Navigation über die Tastatur deutlich. Das hatten wir tatsächlich nicht erwartet. Dennoch zeigte sich, dass sich User, die vor allem mit ihrer Tastatur arbeiten, mit der Version 2 wohler fühlten und von einer ähnlichen Nutzererfahrung wie in Firefox ausgingen

Seit diesem Update haben wir an weiteren Verbesserungen des Cliqz-Nutzungserlebnisses gearbeitet und gemeinsam mit dem UX-Team von Cliqz Nutzerbefragungen durchgeführt, die wiederum zu einigen kontextuellen und funktionellen Veränderungen geführt haben. Außerdem haben wir uns einige der Punkte, die uns in Test Pilot aufgefallen sind und die wir während der UX-Überarbeitung nicht behandeln konnten, korrigiert. Wir haben die Frequenz, Geschwindigkeit und Darstellung von Chronikergebnissen verbessert. Und wir haben vielen Empfehlungen mehr Kontext hinzugefügt, wie zum Beispiel durch die Ergänzung von Wechselkursen und Wettervorhersagen um Quelle und Zeitstempel.

Seine umfassenden Produktverbesserungen hat das Cliqz-Team zudem in das AMO-Add-on sowie den Desktop-Browser übernommen. Die Zeit, die wir in das Test-Pilot-Experiment investiert haben, war außerordentlich wertvoll; nun ist es allerdings an der Zeit, es abzuschließen. Interessierten Nutzern wird in Kürze per Opt-in angeboten, das Add-On zu installieren, um die Funktionen weiterhin nutzen zu können.

Vielen Dank an alle Firefox-Testpiloten!