Eine Zeit des Wandels, für die Welt und für Mozilla

Wir befinden uns in einer Zeit, die geprägt ist von Veränderung – das gilt sowohl für das Internet als auch für Mozilla. Ob es um den Kampf gegen ein tödliches Virus, gegen systemimmanenten Rassismus oder um den Schutz der persönlichen Privatsphäre geht, eines steht fest: Ein offenes und frei verfügbares Internet ist für all diese Kämpfe unverzichtbar.

Mozilla wurde ins Leben gerufen, damit das Internet die Welt darin unterstützen kann, die Bandbreite an Herausforderungen gemeinsam zu meistern, die sich aus Momenten wie diesem ergeben. Firefox ist ein Teil davon. Uns ist allerdings auch bewusst, dass wir über den Browser hinauswachsen und den Menschen neue Produkte und Technologien zur Verfügung stellen müssen, die sie sowohl begeistern als auch ihre Interessen vertreten. In letzter Zeit ist deutlich geworden, dass Mozilla nicht angemessen strukturiert ist, um genau diese neuen Dinge zu erschaffen – um das bessere Internet zu kreieren, das wir alle verdienen.

Wir haben heute eine signifikante Umstrukturierung der Mozilla Corporation bekanntgegeben. Sie wird uns in unserer Fähigkeit stärken, in Produkte und Dienste zu investieren, die den Menschen Alternativen zu Big Tech bieten. Leider beinhalten diese Veränderungen auch eine deutliche Reduzierung unserer Mitarbeiterschaft um 25 Prozent; das sind rund 250 Menschen von herausragendem professionellem und persönlichem Format, die einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung unserer Organisation geleistet haben. Ich möchte jeder und jedem Einzelnen von ihnen meinen tiefsten Dank und mein größtes Bedauern darüber aussprechen, dass wir diese Entscheidung treffen mussten. Sie erfolgt aus einer ernüchternden Anerkennung der Realitäten, mit denen wir konfrontiert sind, und dessen, was nötig ist, um sie zu überwinden.

Wie ich in einer internen Nachricht an unsere Mitarbeit heute erklärt habe, beinhaltete unser Plan für 2020 bereits vor COVID einiges an Veränderungen: Wir wollten mithilfe eines verbesserten Mehrwerts von Firefox ein besser Internet schaffen, in Innovation investieren, neue Produkte entwickeln und unsere Finanzen anpassen, um auf lange Sicht für Stabilität zu sorgen. Die wirtschaftliche Lage, die sich aus der globalen Pandemie ergeben hat, hat sich allerdings auch massiv auf unsere Einkünfte ausgewirkt, sodass unser Plan aus der Zeit vor COVID leider nicht mehr umsetzbar ist. Auch wenn wir bereits seit dem Frühjahr offen mit unseren Mitarbeitern über die Notwendigkeit von Veränderungen gesprochen haben, inklusive möglicher Entlassungen, war es heute nicht einfacher, als diese Veränderungen schließlich Realität wurden. Ich wünschte so sehr, es gäbe einen anderen Weg, um Mozilla langfristig auf Erfolgskurs zur Schaffung eines neuen Internets zu bringen.

Aber um voranzukommen, müssen wir so organisiert sein, dass wir über eine andere Welt nachdenken können. Technologie wird darin noch stärker involviert sein, als sie es schon jetzt ist – und wir wollen dafür sorgen, dass sie auf anderen Eigenschaften und Werten beruht, als dies heute der Fall ist.

In Zukunft wird unsere Organisation also kleiner sein. Auch strukturell werden wir uns anders aufstellen, um schneller und flexibler agieren zu können. Wir werden mehr experimentieren und uns schneller an Gegebenheiten anpassen. Wir werden uns öfter mit Verbündeten außerhalb unserer Organisation zusammentun und dabei effektiver sein. Wir werden Menschen genau dort abholen, wo sie sind. Wir werden noch besser in der Lage sein, unsere wesentlichen Werte in Produkten und Programmen zum Ausdruck zu bringen und zu verankern, die die Themen von heute aufgreifen. Wir werden mit denen zusammenarbeiten und Neues erschaffen, denen es um Offenheit, Anstand, Empowerment und das Wohl der Allgemeinheit online geht.

Ich bin überzeugt, dass unsere Idee von Veränderung einen Unterschied machen wird; dass sie es uns ermöglicht, ein Mozilla zu erschaffen, das Menschen begeistert und die Agenda des Internets formt. Ich verstehe allerdings auch, dass diese Idee für viele abstrakt erscheint. Daher haben wir fünf Bereiche skizziert, auf die wir uns konzentrieren, während wir unsere neuen Strukturen in den kommenden Monaten implementieren:

  1. Ein neuer Fokus auf Produkte. Mozilla muss eine moderne Internetorganisation von Weltformat sein, die verschiedene Produkte anbietet. Das heißt, wir müssen divers, repräsentativ und auf Menschen außerhalb unserer Organisation konzentriert sein; wir müssen Probleme lösen, neue Produkte entwickeln, mit unseren Nutzern kommunizieren und zugleich Technologie und unsere Werten in Einklang bringen. Das bedeutet zunächst einmal einen Fokus auf Produkte, die Gefahren reduzieren oder die Probleme angehen, mit denen Menschen heute konfrontiert sind. Langfristig ist es unser Ziel, neue Erfahrungen zu erschaffen, die die Menschen lieben und sich wünschen, die mit besseren Werten ausgestattet sind und mit besseren Eigenschaften.
  2. Eine neue Denkweise. Das Internet hat sich zu der Plattform entwickelt. Wir lieben die guten Sachen an ihm: den dezentralen Charakter, die freie Innovationskraft, die in ihm ruht, sein quelloffenes Fundament und die Standards, die ihm zugrunde liegen. Um aber echte Veränderung zu ermöglichen, müssen wir unsere kollektive Denkweise vom reinen Verteidigen, Schützen und Bewahren von Teilen dessen, was wir so lieben, umlenken; wir müssen eine Geisteshaltung annehmen, die proaktiv und neugierig ist und die sich mit den Menschen draußen in der Welt befasst. Wir werden uns zu der modernen Organisation entwickeln, die wir sein wollen – die Produkte, Technologie und Advocacy kombiniert –, wenn wir neue Dinge entwickeln, uns verändern und erkennen, wie sich Eigenschaften aus der Vergangenheit künftig ganz neu präsentieren können.
  3. Ein neuer Fokus auf Technologie. Mozilla kann als „technisches Powerhouse“ innerhalb der aktivistischen Internetbewegung gesehen werden. Und genau das müssen wir auch bleiben. Wir müssen vorangehen, neue Produkte testen und Unternehmen in Bereiche einbeziehen, die nicht zur traditionellen Web-Technologie gehören. Das Internet mag heute die Plattform sein, in die allgegenwärtige Webtechnologien eingebaut sind, doch zugleich entwickeln sich riesige neue Bereiche (wie Wasmtime und die Vision der Bytecode Alliance von Nanoprozessen). Unsere Vision und unsere Fähigkeiten sollten in diesen Bereichen ebenfalls zum Tragen kommen.
  4. Ein neuer Fokus auf Community. Mozilla muss auch weiterhin Teil von etwas sein, das größer ist als wir selbst – Teil einer Gruppe, die sich ein besseres Internet wünscht. Unsere heutigen ehrenamtlichen Mitarbeiter wie auch die Hunderttausende von Menschen, die für die Mozilla Foundation spenden und ihre Advocacy-Arbeit unterstützen, spielen dabei eine ausgesprochen wertvolle, bedeutende Rolle. Wir müssen jedoch noch einen Schritt weiter gehen und Community neu denken. Insbesondere müssen wir offener dafür sein, andere in ihren Missionen zu unterstützen, um einen Beitrag zu dem besseren Internet zu leisten, das sie erschaffen.
  5. Ein neuer Fokus auf Wirtschaftlichkeit. Wir haben erkannt, dass unser altes Modell, bei dem alles kostenlos war, seine Konsequenzen hat. Daher müssen wir uns mit anderen Geschäftsoptionen und alternativen Möglichkeiten für einen Wertaustausch befassen. Wie können wir zu Geschäftsmodellen gelangen, die die Menschen respektieren und schützen und gleichzeitig Chancen für das Wachstum unseres Unternehmens schaffen? Wie können wir oder andere, die ein besseres Internet oder eine andere Balance zwischen öffentlichem Interesse und privatem Profit sehen wollen, eine Alternative bieten? Wir müssen genau diese Menschen finden und uns mit ihnen zusammentun. Wir müssen verschiedene Wege identifizieren, um uns selbst zu finanzieren und ein Business aufzubauen, das sich von dem heutigen abhebt.

Wir haben das Glück, dass Firefox und Mozilla ein großes Maß an Vertrauen sicher ist. Vertrauen und ein Gefühl von Authentizität erscheinen in der heutigen Tech-Welt eher ungewöhnlich. Aber man spürt, dass die Menschen mehr von uns verlangen. Sie wollen mit uns zusammenarbeiten, mit uns etwas aufbauen. Die Veränderungen, die wir heute vornehmen, sind hart. Aber wir glauben, dass es uns eben diese Veränderungen ermöglichen werden, Menschen abzuholen und den Herausforderungen und Chancen, die die Zukunft des Internets mit sich bringt, entschlossen entgegenzutreten.