Mozilla und Moniker haben gemeinsam ein digitales Tool entwickelt, mit dessen Hilfe engagierte Bürger Gesetzgeber zu einer Modernisierung des EU-Urheberrechts auffordern können.
Das überholte Urheberrecht in der EU bedroht die Gesundheit des Internets.
Der aktuelle EU-Urheberrechtsrahmen, der noch für eine Zeit vor dem Web entwickelt wurde, kann Innovationen behindern und Unternehmern bei der Arbeit mit bestehenden Daten oder entsprechendem Code im Weg stehen. Er kann Kreativität im Keim ersticken und es formal illegal machen, Memes und andere Inhalte aus der Web-Kultur zu erstellen, zu teilen und miteinander zu vermischen. Und er kann auch den Umfang des Materials einschränken, den Pädagogen und gemeinnützige Organisationen, wie beispielsweise Wikipedia, zum Unterrichten und Lernen brauchen.
Aus diesen Gründen wirft Mozilla jetzt Flugblätter – und zwar Millionen davon – auf europäische Städte ab.
Naja, so etwas in der Art zumindest.
Natürlich hat sich Mozilla keine Zeppelinflotte zugelegt und außerdem sparen wir auch gerne Papier.
Stattdessen haben wir Paperstorm.it entwickelt, ein digitales Tool zur Interessensvertretung, über das politische Entscheidungsträger dazu aufgefordert werden sollen, das EU-Urheberrecht an das Internetzeitalter anzupassen.
Mit Paperstorm können Nutzer Flyer zur Urheberrechtsreform auf die digitalen Pendants europäischer Wahrzeichen abwerfen, wie etwa den Kulturpalast im polnischen Warschau. Wenn eine bestimmte Menge an Flyern abgeworfen wurde, erhalten EU-Entscheidungsträger, wie zum Beispiel Pavel Svoboda, der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Europäischen Parlament, eine Social-Media-Benachrichtigung mit der Aufforderung, die Reform zu unterstützen.
Nutzer können alleine vielleicht eine Handvoll Flyer abwerfen, aber zusammen können wir Millionen verteilen – und damit eine klare, energische Nachricht an die EU-Entscheidungsträger übermitteln.
Paperstorm ist als Zusammenarbeit zwischen Mozilla und unseren Freunden bei Moniker entstanden, dem interaktiven Design-Studio aus Amsterdam, das bereits mit dem Webby Award ausgezeichnet wurde. Neben den bereits bekannten Tools Codemoji und Post Crimes ist Paperstorm ein neues Interessensvertretungs-Medium von Mozilla.
Aber warum jetzt? Die Urheberrechtsreform befindet sich an einem kritischen Punkt. Derzeit arbeiten die Gesetzgeber an Änderungen des Entwurfs für eine neue Version, wobei dieser Prozess zum Ende des Jahres abgeschlossen werden soll. Diese Änderungen haben das Potenzial, unser Urheberrecht deutlich internetfreundlicher zu gestalten – oder aber auch umgekehrt, es noch restriktiver und stärker den Gegebenheiten des 20. Jahrhunderts entsprechend zu machen.
Es gibt allerdings gute Neuigkeiten: Wir wissen, dass die besagten Gesetzgeber zuhören. Letztes Jahr hat Mozilla zusammen mit seinen Verbündeten Hunderttausende von Unterschriften gesammelt, um zusammen für eine Urheberrechtsreform zu plädieren, die Innovation und Kreativität in Europa fördert. Einige Mitglieder des Europäischen Parlaments haben intensiv an einer Verbesserung des Entwurfs der Kommission gearbeitet und dabei einige der Änderungen berücksichtigt, die wir vorgeschlagen haben; darunter beispielsweise unsere Forderung nach Entfernung gefährlicher obligatorischer Upload-Filter oder der Ausweitung des Urheberrechts auf Links und Snippets aus dem Entwurf.
Es gibt allerdings noch viele, die wir davon überzeugen müssen, das Internet nicht kaputt zu machen und eine moderne Urheberrechtsreform zu unterstützen, die Kreative, Pioniere und Webnutzer stärkt.
„Der Entwurf der Europäischen Kommission zur Modernisierung des Urheberrechts für das 21. Jahrhundert greift zu kurz“, erklärt Raegan MacDonald, Senior EU Policy Manager bei Mozilla. „Es würde Innovation und Kreativität im Web eher behindern als sie zu fördern.“
„Besonders besorgniserregend finden wir den Ruf nach obligatorischen Upload-Filtern, die Online-Dienste von Soundcloud über eBay bis hin zu Wikipedia dazu zwingen würden, sämtliche auf ihren Plattformen gepostete Inhalte zu überwachen, um das Urheberrecht zu schützen,“ fügt MacDonald hinzu. „Eine derartige Pflicht hätte desaströse Auswirkungen auf das Ökosystem Internet, indem es freie Meinungsäußerungen unterbinden und kleinere Akteure ausbremsen würde.“
„Paperstorm ist teils Interessensvertretungs-Tool, teils Kunstprojekt“, sagt Luna Maurer, Mitbegründerin von Moniker. „Es gibt die Möglichkeit, die Schnittstelle zwischen digitaler und physischer Welt zu erkunden und sich gleichzeitig für freie Meinungsäußerung im Web einzusetzen.“
Wenn auch Sie sich für ein vernünftiges Urheberrecht in der EU – und letztlich ein gesünderes Internet – einsetzen möchten, machen Sie noch heute bei #paperstorm mit!