Von Katharina Borchert
Heute möchten wir die Mozilla Information Trust Initiative (MITI) vorstellen – einen umfassenden Ansatz, der dazu beitragen soll, das Internet glaubwürdig und gesund zu halten.
Mozilla entwickelt Produkte, betreibt Forschung und bildet Communities, um gegen sogenannten ‘Fake News‘ im Internet vorzugehen. Und wir freuen uns über neue Partner und Verbündete, die uns dabei unterstützen können.
Wieso uns das so wichtig ist?
Stellen Sie sich vor, zwei Nachrichtenartikel werden gleichzeitig online veröffentlicht. Der erste Artikel behandelt einen sorgfältig recherchierten und gründlich auf seine Faktenlage geprüften Bericht und stammt von einer glaubwürdigen Nachrichtenorganisation, wie beispielsweise Le Monde, dem Wall Street Journal oder der Süddeutschen Zeitung.
Der zweite Artikel ist ein falscher oder irreführender Bericht. Dennoch ist er so konzipiert, dass er wie ein glaubwürdiger Beitrag erscheint – von der Überschrift bis hin zur Verbreitung.
Wie sind die Reaktionen auf die beiden Artikel?
Der erste Artikel – drauf ausgelegt, zu informieren – wird nur wenig beachtet. Der zweite hingegen, der auf einen viralen Effekt abzielt, erntet viel Aufmerksamkeit. Vorurteile und Filterblasen werden hierbei ausgenutzt. Der Artikel verbreitet sich im Internet und streut damit Falschinformationen.
Das ist kein hypothetisches Szenario – es passiert täglich in den USA, in Großbritannien, in Frankreich, in Deutschland und weiteren Teilen der Welt. Der Papst hat weder einen bestimmten US-Präsidentschaftskandidaten befürwortet, noch beinhaltet der indische 2.000-Rupien-Geldschein eine Tracking-Funktion. Dennoch haben entsprechende redaktionelle Beiträge, irreführende Schlagzeilen und falsche Zusammenhänge Millionen von Internetnutzern vom Gegenteil überzeugt.
Die Auswirkungen von Falschinformationen auf unsere Gesellschaft sind eines der umstrittensten, belastetsten und wichtigsten Themen derzeit. Falschinformationen schaden der Transparenz und verursachen Konflikte, höhlen die Partizipation im Web und das Vertrauen der Nutzer aus und schwächen den Mehrwert des Webs für die Öffentlichkeit. Kurz gesagt: Sie schaden der Internetgesundheit. Infolgedessen wird die Fähigkeit des Webs, die demokratische Gesellschaft zu stärken, bedeutend eingeschränkt.
Deshalb starten wir heute MITI. Wir investieren in Menschen, Programme und Projekte, die die Verbreitung von Falschinformationen im Internet unterbinden sollen.
Warum nimmt sich gerade Mozilla diesem Vorhaben an? Die Ausbreitung von Falschinformationen verstößt gegen fast jeden Grundsatz des Mozilla Manifests, unseren Leitlinien. Bei Mozilla kommen dem Thema Gemeinschaft und unseren Prinzipien seit jeher oberste Priorität zu und wir stellen unsere Ressourcen in den Dienst dringender Angelegenheiten – unser Browser Firefox ist dabei nur ein Beispiel von vielen. Mozilla hat sich dazu verpflichtet, Toleranz statt Hass zu fördern und Technologien zu entwickeln, die sowohl den Einzelnen als auch das Internet schützen.
Für unsere Initiativen (und so auch diese) setzen wir auf das umfassende und breit gefächerte Mozilla-Netzwerk, das in seiner Art einmalig ist und zahllose verschiedene Charaktere umfasst – von Journalisten und Technologen bis hin zu Politikern und Wissenschaftlern –, um nützliche Produkte und Community-basierte Lösungen entwickeln zu können sowie in Forschung zu investieren.
Falschinformationen sind ein komplexes Problem, das in Technik, Kognitionswissenschaft, Wirtschaft und Bildung verwurzelt ist. Daher konzentriert sich die ‚Mozilla Information Trust Initiative‘ auf folgende vier Bereiche:
Produkt
Mozillas Open Innovation Team wird mit Technologen und Künstlern zusammenarbeiten, die unsere Ansichten teilen, um gemeinsam Technologien zu entwickeln, die Falschinformationen bekämpfen.
Um das erfolgreich meistern zu können, wird Mozilla mit globalen Medienorganisationen zusammenarbeiten und zudem auf bereits existierende Produkte setzen, wie etwa Coral, Pocket und Klar.
Bildung
Wir können ‘Fake News‘ nicht allein auf technischem Weg begegnen – wir müssen auch die Internetnutzer weiterbilden und stärken sowie den Leitern innovativer Bildungsinitiativen unter die Arme greifen.
Mozilla wird eine Art Lehrplan für digitale Bildung entwerfen, der das Thema Falschinformation beinhaltet, und weiterhin in bestehende Projekte wie Mission: Information investieren.
Forschung
Falschinformationen sind ein relativ neues Phänomen im digitalen Zeitalter. Um ein solch heikles Problem lösen zu können, müssen wir es zuerst verstehen.
Später in diesem Jahr wird Mozilla dann Forschungsergebnisse publizieren, die aufzeigen sollen, wie ‚Fake News‘ die Nutzererfahrung im Web beeinflussen. Ausgangspunkt hierfür wird ein Datensatz sein, der während der US-Wahlen 2016 erstellt wurde und Informationen zum Surfverhalten auf Nutzerebene enthält.
Kreative Interventionen
Mozilla wird Projekte von Technologen unterstützen, die Falschinformationen mithilfe virtueller und erweiterter Realität (‘Virtual Reality‘ und ‘Augmented Reality‘) bekämpfen. Schließlich bietet sich nun die Gelegenheit, aufstrebende Technologien auf eines der dringlichsten Probleme unserer Zeit anzuwenden.
Stellen Sie sich beispielsweise eine ‘Augmented Reality‘-Web-App vor, die Datenvisualisierungen verwendet, um die Auswirkungen von Falschinformationen auf die Internetgesundheit zu untersuchen. Oder eine ‚Virtual Reality‘-Erfahrung, die Nutzer durch die Geschichte von Falschinformationen im Web führt.
Darüber hinaus wird Mozilla zentrale Veranstaltungen auf diesem Gebiet unterstützen, wie die Media Party Argentina, das Computation + Journalism Symposium, die Online News Association, den 22×20 Gipfel sowie die MisiInfoCon in London als Teil des MozFest. (Um mehr über MozFest, Mozillas jährlich stattfindendes und immer wieder spannendes Event, zu erfahren, besuchen Sie mozillafestival.org.)
Wir freuen uns auf weitere Partner, die ähnliche Ziele verfolgen und mit uns zusammenarbeiten möchten. Wenn Sie sich engagieren möchten, wenden Sie sich bitte an Phillip Smith, Senior Fellow on Media, Misinformation & Trust bei Mozilla unter miti@mozilla.com.
Mehr denn je brauchen wir ein Netzwerk von Menschen und Organisationen, die sich dem Ziel verschreiben, über Falschinformationen im Web aufzuklären, das Phänomen zu verstehen und zu bekämpfen. Die Gesundheit des Internets und unserer Gesellschaft hängt davon ab.